„Die Assistenten sind meine Arme und Beine“
Karsten Pfeiffer berät Menschen mit Behinderung und weiß genau, wovon er spricht

Von Christiane Kneisel

Gera. Karsten Pfeiffer berät Menschen mit Behinderung, wie sie am gesellschaftlichen Alltag teilhaben können und welche Unterstützung ihnen zusteht, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Dabei weiß der 54-Jährige genau, wovon er spricht: Karsten Pfeiffer lebt selbst mit einer Behinderung. Seit Geburt an sind meine Arme und Beine größtenteils gelähmt, im Oberkörper bin ich eingeschränkt mobil. Ich habe eine Spastische Tetraparese. Insofern bin ich rund um die Uhr auf Hilfe angewiesen“, erzählt der gebürtige Lausitzer, der seit 2016 in Gera lebt.

Hilfe von frühmorgens bis nachts
Er nimmt dafür eine 24-Stunden-Assistenz in Anspruch. „Sie beinhaltet alles, was mit meinem Leben zu tun hat. Das beginnt frühmorgens bei der Hilfe beim Zähneputzen und endet nachts beim Toilettengang und Lagern im Bett. Auch bei meiner ehrenamtlichen Tätigkeit bei der EUTB benötige ich die Assistenzhilfe. Nur so ist es mir möglich, selbstbestimmt und in einer eigenen Wohnung zu leben“, schildert er.

„Im Prinzip bin ich der Kopf, die Assistenten sind meine Arme und Beine“, veranschaulicht es der Geraer. Häufig nutzt der Rollstuhlfahrer beispielsweise öffentliche Nahverkehrsmittel. Gerade unterwegs und bei Terminen außer Haus benötigt er in vielen Lebenslagen Hilfe. „Beispielsweise ist es in Gera nicht immer möglich, barrierefrei unterwegs zu sein und den Öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. Deshalb ist es mein großer Wunsch, ein rollstuhlgerechtes Auto zur Verfügung zu haben“, so Karsten Pfeiffer.

Duo, bei dem die Chemie stimmt
Einer von Karsten Pfeiffers insgesamt vier Assistenten, die er über die Agentur JobGerecht GmbH mit Sitz in Altenburg vermittelt bekam, ist Jacob Mihajlov. Der junge Mann aus Naumburg arbeitet für ihn im Blockdienst und lebt währenddessen mit in der Wohnung, in der es für ihn auch eine Rückzugsmöglichkeit gibt. Jacob Mihajlov ist ausgebildeter Krankenpfleger und sammelte sowohl in der stationären Reha als auch bei ambulanten Pflegediensten Erfahrungen. Er arbeitet seit mehreren Jahren bereits als persönlicher Assistent und findet, dass gerade dieses Pflege-Modell Menschen mit Behinderung ein würdevolles Leben garantiert. Wobei das Duo auf Zeit auch weiß: Die Chemie zueinander muss stimmen.

Ehrenamtliche Mitarbeit
Bezüglich seines Unterstützungsanspruchs hat sich Karsten Pfeiffer selbst über die Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) informiert, um dann entsprechende Anträge stellen zu können. Über diesen Weg ist er schließlich zur Mitarbeit bei der EUTB gekommen. Die Fachstelle in Gera berät über die Methode des sogenannten Peer Counseling, bedeutet: Betroffene beraten Betroffene. ,,Im Gespräch versuche ich zuerst einmal herauszufinden, welchen Unterstützungsbedarf der Betroffene hat. Die meisten wissen gar nicht so genau, wie ihr Leben, ihre Zukunft aussehen soll. Aber genau um diese Vision geht es. Denn dafür gibt es keine Liste. Das muss jeder selbst für sich herausfinden. Wenn derjenige dann klar sagen kann, welche Ziele er wie erreichen möchte, sind wir schon ein gutes Stück vorangekommen. Dann helfen wir, wenn für einen Anspruch Anträge zu stellen sind“, erzählt Karsten Pfeiffer. Neben Menschen mit Behinderung oder jenen, die von Behinderung bedroht sind, berät die EUTB auch deren Angehörige. Außerdem verfügt sie über ein großes Netzwerk an Partnern. Karsten Pfeiffer: ,,Die Wünsche und Ziele im Leben sind das Entscheidende. Bei der Umsetzung kann geholfen werden.“

Der Verband für Inklusion und Teilhabe in Thüringen bietet seit dem 1. April 2018 in Gera, Johannisstraße 4, eine ergänzende unabhängige Teilhabeberatung an. Mehr unter: www.teilhabeberatung.de

Quelle:  Ostthüringer Zeitung

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